Der Golf-Berater

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... für Golfer, Golfanlagenbetreiber und Clubvorstände.

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Werbung auf dem Golfplatz

Edelstahl-Variante einer Abschlagtafel

Werbung auf dem Golfplatz


Von Abschlagtafeln und Vermarktern


Fast auf jedem Golfplatz sind sie anzutreffen, die Abschlagtafeln oder auch sog. "Tee-Marker-Boards", die den Golfer über die Daten der jeweiligen Golfbahn informieren sollen. Gleichzeitig werden diese Tafeln häufig auch als Werbeflächen genutzt und von den Clubs oder darauf spezialisierten Firmen vermarktet. Was dabei zu beachten ist, beschreibt dieser Artikel.



Welche Abschlagtafeln, wo?


Bevor man sich an irgendeinen Anbieter wendet, ist es sinnvoll, sich zunächst darüber klar zu werden, wie die Abschlagtafeln aussehen und welche Informationen sie geben sollen. Soll eine Grafik der Spielbahn zu sehen sein, oder genügt die einfache Information über Nummer, Par, Vorgabe und Länge des Lochs? Welche Art der Abschlagtafel passt am besten zum jeweiligen Golfplatz? Material, Farbe und Form können ganz unterschiedlich sein. Von Holz über Edelstahl bis hin zu auf Stein montierten Tafeln ist vieles möglich. Dabei fällt auf einigen Golfanlagen auf, dass die Schilder einfach nicht zum Typus des Golfplatzes passen. Modern anmutende Edelstahlschilder sind vielleicht auf traditionsreichen Parkland-Courses nicht so sehr angebracht.

Die nächste Frage, die sich stellt, ist die nach dem Standort der Abschlagtafeln. Hier hat sich die Aufstellung am Messpunkt des mittleren Herren- bzw. Damenabschlag bewährt. Mancherorts mag es aber auch sinnvoll sein, die Tafeln an einer Zuwegung zum Abschlag aufzustellen. Auf jeden Fall ist aber zu beachten, dass die Schilder nicht die Spiellinie beeinträchtigen, was der Fall sein kann, wenn z. B. der Damenabschlag etwas versetzt zum Herrenabschlag liegt. Auch sollte man nicht ganz außer acht lassen, wo ein Schild möglichst werbewirksam aufgestellt werden kann, wenn man sich dazu entschieden hat, die Werbeflächen auf den Abschlagtafeln zu vermarkten.

Zu empfehlen ist die Aufstellung von 2 Abschlagtafeln pro Spielbahn. Eine am mittleren Herren- und eine am mittleren Damenabschlag. Zu prüfen ist, ob die Distanzen zu ggf. vorhandenen hinteren bzw. vorderen Messpunkten so groß sind, dass weitere Schilder aufgestellt werden sollten, um den Spielern allzu lange Wege zu ihrer Spielbahninformation zu ersparen. Andererseits sollte man die Gefahr eines "Schilderwaldes" nicht aus den Augen verlieren.

Welche Informationen sollen die Abschlagtafeln geben?


Will man eine Grafik des jeweiligen Lochs abbilden, ist zu prüfen, ob man nicht die Grafiken aus seinem evtl. vorhandenen Golfplatzführer ("Birdiemaker", "Strokesaver", "Birdiemaster", "Parsaver" oder wie immer dieses Heftchen im jeweiligen Golfclub auch heißen mag) verwenden kann und darf. Bei Grafiken sind zusätzliche spieltechnische Vermessungspunkte sinnvoll, die angeben, wie weit es vom jeweiligen Messpunkt am Abschlag beispielsweise über ein Wasserhindernis, über den Fairwaybunker oder bis zum Ende des Doglegs ist. Darüber hinaus sind Entfernungsangaben von bestimmten markanten Punkten zum Anfang des Greens sehr sinnvoll, wobei allerdings zu bedenken ist, dass der Spieler bei seinem Schlag zum Green die Abschlagtafel (zumindest bei Par 4 und Par 5 Löchern) nicht mehr vor Augen hat.

Durchgesetzt hat sich mittlerweile die Bahndarstellung im Hochformat, d. h. der Abschlag wird unten, das Green oben auf der Grafik dargestellt. Dadurch werden die Schilder zwar etwas höher als bei einer Querdarstellung, man ist aber mit der Aufstellung flexibler. Wird eine Bahn z. B. quer mit dem Abschlag rechts und dem Green links dargestellt, dann muss das Schild auch immer auf der (in Spiellinie) rechten Seite des Abschlags stehen, sonst wird der Betrachter verwirrt und kann sich nur schwer orientieren.
Folgende Informationen sollten die Abschlagtafeln auf jeden Fall geben:
Mal ganz ohne Werbung - klassisch

  • Nummer der Spielbahn.
  • Par.
  • Schwierigkeitsgrad (Vorgabe / Handicap).
  • Länge von allen Abschlägen zur Grünmitte (analog zum Messpunkt bzw. zur Scorekarte).


Optional sind folgende Angaben:


  • Grafische Darstellung der Spielbahn mit maßstäblicher Angabe der Lage von Abschlägen, Fairways, Greens, Hindernissen, Bäumen und sonstigen spielbeeinflussenden Details.
  • Entfernungsangaben über Distanzen von den Abschlag-Messpunkten zu Hindernissen bzw. darüber.
  • Entfernungsangaben über Distanzen von markanten Punkten zum Green-Anfang.
  • Länge und ggf. Breite der Greens.
  • Angabe von Steigungen bei großen Höhenunterschieden.
  • Name der Spielbahn (falls vorhanden).


Wer produziert die Abschlagtafeln?


Mindestens 11 Anbieter von Abschlagtafeln kann man über eine Internet-Recherche für den deutschen Markt finden. Alle wurden von uns per E-Mail kontaktiert und um Beantwortung eines kleinen Fragebogens gebeten. Leider reagierten nur drei Anbieter. Dies waren die Firmen "Golfmarketing" in Pfaffenhofen, "Pfaff Marketing" in Sinn-Edingen und "TopScore" in Düsseldorf.
Alle drei bieten Abschlagtafeln zum Kauf an wobei sich die Preise für ein komplettes "Tee-marker-Board" mit grafischer Darstellung der Spielbahn, Rahmen und Bodenverankerung und allen notwendigen spieltechnischen Daten und Entfernungsangaben sowie Raum für die Platzierung von  Werbung (bei Vorliegen aller Vermessungsdaten) zwischen 580,00 und 1.800,00 € bewegen. Normalerweise wird die komplette Vermessung des Golfplatzes und die grafische Umsetzung schon gleich mit angeboten.

Kaufen und selbst vermarkten


Die einfachste Lösung um schnell und unkompliziert an Abschlagtafeln zu kommen, ist der Kauf aller Tafeln. Da kommt allerdings schon bei einer günstigen Variante schnell eine Investition von über 20.000,00 € plus MwSt. für 36 Marker-Boards zusammen. Will man jetzt noch etwas besonderes und legt Wert auf ein ansprechendes Design und hochwertige Materialien, kann man auch bis zu 65.000,00 € hinblättern. Kein Wunder, dass schnell der Gedanke an eine Vermarktung der teuren Schilder kommt. Einige Golfanlagen nehmen für eine Werbefläche auf der Abschlagtafel schon mal 2.000,00 € pro Jahr. Eine schöne Einnahmequelle, vorausgesetzt man kann auch alle Flächen zu diesem Preis verkaufen. Meist liegen die Werbepreise jedoch deutlich darunter. Hier sind große Unterschiede zu verzeichnen. Schon ab 50,00 € pro Jahr kann man in manchen Golfclubs eine Werbefläche auf Abschlagtafeln mieten.

Hier eine kleine Beispielrechnung:
Kauf von 36 Abschlagtafeln zu einem mittleren Preis von 650,00 € pro Stück: 23.400,00 €
Nachbestellung von einer Tafel pro Jahr wegen Änderungen an Maßen etc. 650,00 €
Einnahmen aus Werbung bei 100% verkaufter Werbefläche à 250 € / Tafel: 9.000,00 € p.a.
"Anlauf-Verluste" bei der Vermarktung der Tafeln, d. h. nicht vermietete Zeit: 0,5 Jahre
Amortisation der Investition nach 3,3 Jahren.

Die obige Berechnung zeigt schon, dass es wünschenswert wäre, Werbeeinnahmen zu erzielen, die pro Jahr in etwa der Investition der Tafeln entsprechen. Faustregel: Schild kostet 650,00 €, Werbung darauf kostet 650,00€ p.a.
Bleibt die Frage offen, ob sich diese Werbepreise auf der jeweiligen Golfanlage durchsetzen können. Darüber hinaus kostet das Vermarkten der Werbeflächen viel Zeit. Nach der telefonischen Akquisition folgen Besichtigungstermine und Vertragsverhandlungen. Da geht schnell ein Tag Arbeit für die Vermarktung einer Werbetafel vorüber.
Entscheidet man sich trotzdem für den Kauf von Abschlagtafeln und die Selbstvermarktung derselben, sollte man auch an folgendes denken:

  • Die Preisgestaltung für die Werbung sollte sich am Standort und damit an der Werbewirksamkeit der jeweiligen Tafeln orientieren. Eine Werbung an Abschlag 1 sollte daher i. d. R. mehr kosten als an Abschlag 7. Ebenso sollte die Laufzeit eines Werbevertrages und die Anzahl der gemieteten Werbeflächen bei der Preisgestaltung berücksichtigt werden.
  • Werbefachleute orientieren sich an Kontaktzahlen. Legen sie in ihren Angeboten dar, wie oft welche Werbung von wem gesehen wird. Nutzen sie dazu ihre Rundenstatistiken.
  • Informieren sie sich über die Anzeigenreise von lokalen Zeitschriften, die Werbepreis auf Litfasssäulen in ihrer Stadt und die Werbepreise ihrer Nachbarclubs, damit ihr Preis marktgerecht auf ihre Region zugeschnitten ist.
  • Fragen Sie zuerst im Kreise ihrer Mitglieder nach, wer sich für eine Werbung interessiert und prüfen sie, ob es für eine Firma interessant sein könnte, alle Werbetafeln auf dem Golfplatz zu einem Pauschalpreis zu mieten.
  • Schnüren Sie Werbepakete und beziehen sie ihre sonstigen Angebote (Golfturniere, Sponsorentafel im Clubhaus, Clubzeitung, Prospektauslage etc.) mit ein.


Kostenlose Abschlagtafeln und Fremdvermarktung


Wer sich nach ausführlicher Überlegung und Kosten-Nutzen-Kalkulation gegen den Kauf und die Selbstvermarktung der Abschlagtafeln entscheidet, kann bei einigen Anbietern die Tafeln auch kostenlos erhalten, bei gleichzeitigem Abschluss einer Vermarktungsvereinbarung. Der deutsche Marktführer, die Fa. "Pfaff" beispielsweise (betreut 455 Golfanlagen), bietet die kostenlose Aufstellung von Tee-Marker-Boards an und refinanziert sich durch die Einnahmen aus der Werbung. Der Club erhält dann allerdings keine Beteiligung an den Werbeeinnahmen.
Andere Anbieter bieten neben der kostenlosen Aufstellung der Abschlagtafeln auch noch eine Beteiligung an den Werbeeinnahmen an, die dann allerdings meist recht mager ausfällt und sich im 10% Bereich bewegt.
Bei der Vergabe der Vermarktungsrechte ist zu bedenken, dass sich ein Drittanbieter auf ihrem "Vermarktungsparkett" bewegt und so evtl. Synergien, wie das Angebot von ganzen Sponsoringpaketen z. B. nicht genutzt werden. Sucht man dann Sponsoren für ein Turnier oder eine außerordentliche Investition, darf man sich nicht wundern, wenn der Ansprechpartner mit dem Hinweis: "Ich mache doch schon Werbung auf ihren Abschlagtafeln" dankend ablehnt.

Kaufen und fremd vermarkten lassen


Eine dritte Variante bietet z. B. die Firma "Golfmarketing" an. Hier können Sie Abschlagtafeln kaufen und gleichzeitig die Vermarktung an diese Firma vergeben. "Golfmarketing" macht normalerweise mit den Clubs Verträge über eine Laufzeit von 12 Monaten und behält 30% der Werbeeinnahmen für diese Dienstleistung ein.

Idee aus Südafrika: Werbung am Balwascher

Keine Zeit zum Geldverdienen?


Ein häufiges Argument von Golfmanagern, die sich für die Fremdvergabe der Vermarktungsrechte an Abschlagtafeln entschieden haben, lautet immer wieder: "Ich habe keine Zeit dazu, mich um den Verkauf der Werbung zu kümmern". Das ist nachvollziehbar, wenn man sich in deutschen Golfclub-Sekretariaten auskennt. Das ständig klingelnde Telefon, der Kundenverkehr, die häufigen Wünsche der Mitglieder und die vielen kleinen und großen Turniere - alles muss gut organisiert sein. Aber vielleicht findet man ja nach Überprüfung seines Selbst- und Zeitmanagements doch noch ein wenig Luft, sich um die Vermarktung seiner Golfanlage zu kümmern. Denn wer gibt es schon gerne zu: Ich habe keine Zeit zum Geldverdienen."

Erstmals erschienen im golfmanager 2004

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